Textzeichnung aus dem Kanaren-Märchenroman: Nanito und der Ruf der Ahnen
Onkel Nano hatte sich eine Schürze umgebunden

Nanito folgte dem kleinen Pfad zur Höhle. Da kam ihm der Onkel schon entgegen.

Mir war doch, als hätte ich Stimmen gehört. Das ist ja eine Überraschung!“

Onkel Nano hatte sich eine Schürze umgebunden und in der Hand hielt er ein Küchentuch.

Kommst genau richtig. Habe gerade Mandelplätzchen aus dem Ofen geholt. Goldgelb und schön locker, - lecker. “

Er verschwand in der Höhle und brachte noch einen Stuhl. Den stellte er zum Tisch unter der dicken Kiefer dazu.

Setz dich, setz dich, mein Junge. Ich hol uns nur schnell die Mandelplätzchen und den Maulbeersaft.“

Verschwörerisch zwinkerte er Nanito zu. Über Besuch freute er sich jedesmal wie ein kleiner Junge.

In Nanitos Bauch kribbelte es vor Ungeduld. Kaum saß der Onkel am Tisch, hielt er es nicht mehr aus und platzte heraus:

Onkel, du hattest doch irgendwelche alten Karten, Karten vom Krater, oder nicht? Ich wollte dich etwas fragen - “

Frag nur, frag nur, mein Junge. Was man einmal weiß, kann einem keiner mehr nehmen. Soll ich die Karten mal suchen?“

Nanito strahlte.

Oh ja, das wäre prima.“

Vorsichtshalber ging er mit. Denn musste der Onkel erst einmal etwas suchen, glich das immer einer halsbrecherischen Akrobatik.

Das vollgestopfte Bücherregal sah aus, als müsse es jeden Moment zusammenbrechen. Nanito stützte die wackelige Leiter und nahm erwartungsvoll entgegen, was ihm der Onkel alles anreichte: Einen ganzen Stapel Faltkarten, drei große Rollen und eine abgewetzte Ledermappe.

Draußen öffnete der Onkel die Mappe.

Schau her, eine Rarität.“

Aus Seidenpapier wickelte er eine alte Tonscherbe.

Das ist natürlich nur ein Bruchstück, aber die allerersten Karten wurden in Tontafeln geritzt. Manchmal nahm man auch Tierknochen dafür. Später konnte man sie dann auf Papyrus oder Pergament zeichnen. Vervielfältigungen waren eine sehr mühsame Arbeit. -“

Nanito schaute sich das Tonstück genauer an, doch darauf war nur der Südzipfel der Insel zu erkennen. Vorsichtig gab er dem Onkel die Scherbe zurück.

Neulich habe ich Felszeichen entdeckt, lauter Spiralen und Kreise und daran gedacht, was du mir alles über die Ureinwohner erzählt hast. Ich dachte, im großen Krater müsste es doch noch viele solcher Zeichen geben.“ Das war nicht einmal gelogen.

Recht so, mein Junge. Über die eigene Geschichte kann man nie genug erfahren.“

Onkel Nano öffnete eine der Rollen.

Hilft dir das vielleicht weiter?“

Doch auch die handgezeichnete Inselkarte legte Nanito nach näherem Hinsehen etwas enttäuscht beiseite.

Sein anfänglicher Enthusiasmus war längst verflogen, da rutschte dem Onkel beim Einpacken ein gefaltetes Stück Papier aus seiner Mappe.

Das musst du dir trotzdem noch ansehen. Echte Kuriosität. Habe ich vom Frosch. Exzellenter Kammermusiker und hervorragender Komponist. Schon als Kind hochbegabt. Seine kleine Tümpelmusik hat er schon in zartestem Alter komponiert. Später hat er sich dann mit experimentellen Kompositionen beschäftigt.“

Onkel Nano faltete das Papier auf und da bekam Nanito große Augen. Was da aussah wie eine sonderliche Partitur, war nichts anderes, als eine Karte vom Gebiet um den Wasserfall.

Textzeichnung aus dem Kanaren-Märchenroman: Nanito und der Ruf der Ahnen
Onkel Nanos Höhle

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