Textzeichnung aus dem Kanaren-Märchenroman: Nanito und der Ruf der Ahnen
Nanito trifft die Guanchenjungen

Nanito öffnete die Augen, sah über sich Wolken. Einen Moment brauchte er, um sich zu besinnen. Ach ja, der Steinkreis. Etwas benommen stand er auf. Aus der Entfernung war ihm, als würde sein alter Freund ihn mahnend anschauen. Recht hatte Idafe, sehr weit war er wirklich nicht gekommen und sollte das da oben ein Gewitter werden, konnte er den Tag heute auch vergessen. Als er seinen Rucksack aufheben wollte, bekam er einen Schreck. Weg! Aufzeichnungen, Notizheft, Proviant, alles. Erlaubten sich da die Gnome wieder einen Scherz mit ihm? Sie liebten alles, was blinkte und glitzerte. Vielleicht konnten sie dem kleinen Kristallanhänger am Rucksack einfach nicht widerstehen. Sicher war das wieder eines ihrer Spiele. Nanito schaute sich um. Einer Eingebung folgend, ging er direkt auf die dichten Büsche zu.

Da knackten die Äste und ein braungebrannter Junge trat aus dem Buschwerk.

Wir sind keine Diebe.“

Darauf kamen noch zwei Jungen zum Vorschein. Der kleinste von etwa sechs stellte sich herausfordernd neben seinen Freund und bekräftigte stolz: „Keiner von uns stiehlt.“

Hier“, der größte und offensichtlich älteste von den dreien trat vor und reichte Nanito den Rucksack. „Mein kleiner Bruder hat ihn gebracht. Er wollte ihn uns nur zeigen.“- Er grinste.

Verwirrt nahm Nanito entgegen, was einmal sein Rucksack gewesen war, dabei arbeitete es fieberhaft in seinem Kopf. Konnte es sein, dass es schon passiert war? War er wirklich schon drüben? Oder hielt ihn hier gerade jemand zum Narren? Vorsichtig schaute er an sich runter. Dann schüttelte er den Kopf. Schwer zu glauben, er trug zwar immer noch Jacke und kurze Hose, doch waren die jetzt nicht mehr grün, sondern braun und aus Ziegenleder, genauso wie die Lendenschurze der Jungen. Auch gut, dachte Nanito, dann falle ich hier wenigstens nicht so auf. Nur sein Rucksack hatte die Reise nicht ganz so gut überstanden. Er sah aus, als hätte man ihn im falschen Zeitwaschgang gewaschen. Das Leder hatte jetzt grelle, orangerote Flecke.

Bist du ein Kind?“ fragte der größte Guanche etwas misstrauisch. Er überragte Nanito um etwa einen Kopf.

Na ja, nicht ganz. Ich bin ein Zwerg,“

Und woher kommst du?“

Ich gehöre zum Kleinen Volk.“

Habt ihr alle so lustige Kleider?“

Nein, nicht alle“, antwortete stattdessen der Kleine, „aber ich habe schon welche gesehen, die sahen noch lustiger aus.“ Er ging einen Schritt vor, zupfte an Nanitos Zipfelmütze und lachte. Da stimmten auch die beiden größeren Jungen mit ein.

Der Himmel hatte sich bedrohlich zugezogen und es fielen die ersten dicken Tropfen. Als es gleich darauf blitzte, meinte der Große: „Los, schnell in die Höhle! - Hey Zwerg, ich glaube du kommst besser mit.“

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